Follower

Folgen hat Folgen.
— Georg-Wilhelm Exler

10.02.2025

Links-, Rechts-, Linksverkehr. Von Uganda nach Ruanda und später Tansania hat man immer wieder die Strassenseite zu wechseln. Verwirrend. Uns hilft es, anderen Verkehrsteilnehmern zu folgen um nicht durcheinander zu geraten. Und doch spuren wir immer mal wieder auf der falschen Seite ein.

Auf der rechten Seite zu fahren, wie nun in Ruanda, ist uns aber dennoch nach wie vor viel vertrauter.

Bald biegen wir von der Hauptstrasse links in eine Nebenstrasse ab.

Die Gravelroute windet sich idyllisch zwischen zwei Seen hindurch, hoch und runter, hoch und runter. Inseln treiben wie grüne Farbtupfer im blauen Wasser.

Plötzlich folgt uns eine grosse Kinderschar.

Wie aus dem Nichts tauchen sie auf und belagern unsere Fahrräder, sodass wir kaum noch weiterfahren können.

Irgendwann schaffen wir es dennoch uns loszureissen. Nachrennende Kinder begegnen uns in Afrika überall, besonders wenn wir an Schulen vorbeifahren. "Follower" nennen wir sie fortan untereinander. Auf Nebenstrassen ist die Armut noch mehr zu sehen als auf Hauptstrassen. Kinder tragen zerrissene Kleider und fragen nach Essen. Wir geben ihnen, was wir an Essen dabeihaben.

Unser Weg wird plötzlich zu einem im Zickzack stark abschüssigen Trampelpfad.

Nur mit Mühe zirkeln wir unsere Vehikel den Hang hinunter. Bald darauf kommen wir in der Nähe des für heute geplanten Campingplatzes an. Nur: Der Zugang zu ebenjenem führt abermals nur über ein kleines, steil abfallendes Gässchen. Ein Mann, der sich als Campingmitarbeiter vorstellt, bietet uns seine Hilfe an.

Der schmale Weg führt uns über erdige Treppenstufen, Steine und durch bewirtschaftete Felder mit Blick auf den ruhig daliegenden Ruhondo See hinunter auf eine kleine Grasfläche. Wow, diese Aussicht! Wie sich herausstellt, arbeitet unser Helfer gar nicht für den Campingplatz. Er möchte Geld.

Wir hören bekannte Stimmen.

Nachdem wir unserem Helfer etwas Geld in die Hand gedrückt haben, folgen wir den bekannt klinkenden Stimmen. Und tatsächlich: Sam und Anja sind auch hier, ohne, dass wir es abgemacht hätten! Sie sind heute Abend schon die zweite Nacht hier. Als wären wir ihnen gefolgt. Kommt davon, wenn man die gleiche App zur Übernachtungssuche verwendet.

Ein freudiges Wiedersehen, während Blau, Weiss und Grün die Szenerie dominieren.

Das Blau des Sees verschwimmt am Horizont mit dem weisslichen Dunst und den dahinterliegenden Hügeln, umrahmt vom Grün der Pflanzen. Weisse Wolken spiegeln sich im Wasser. Es könnte das Bild eines Landschaftsmalers sein.

Ein weiterer Radfahrer, der von Kigali aus in drei Wochen eine Rundtour durch Ruanda macht, gesellt sich zum Abendessen zu uns, das zum Glück üppig ausfällt. Unser Hunger ist gross.

Am nächsten Tag ist erstmal Fahrräderhochschleppen angesagt.

Wir müssen die Räder und das Gepäck in zwei Tranchen hochbringen, obwohl wir einen Helfer haben, diesmal tatsächlich einer vom Camp. Zum zweiten Mal oben angekommen vermisse ich meinen Pullover. Also nochmals runter. Doch ich finde ihn nicht, muss ihn wohl am gestrigen Tag auf der Fahrt verloren haben. Als ich wieder oben ankomme, habe ich das Gefühl, heute schon einige Dutzend Kilometer in den Beinen zu haben. Und die Höhenmeter mit Rad kommen erst noch. Sam und Anja sind viel leichter unterwegs, im steilen Gelände schaffen wir es fast nicht, ihnen zu folgen. Doch sie warten immer wieder auf uns.

Bei einem längeren Teilstück bergab mag uns Sofia nicht hinterher. Unten folgt eine Weggabelung, bevor es wieder hoch geht. Ich lasse die anderen beiden ziehen und warte rund zweihundert Meter nach der Gabelung, die Abzweigung im Blick. Tatsächlich ist Sofia unklar, welchem Weg sie folgen sollte. Einheimische teilen ihr mit, dass sie uns nach links haben fahren sehen. Verärgert kommt sie bei mir an. Sie weiss nicht, dass ich sie von weitem gesehen hatte und zurückgefahren wäre, hätte sie den falschen Weg eingeschlagen. Wenig später schreibt uns unser Reisepartner-Päärchen, dass sie sich in einem Restaurant am verpflegen sind. Wir schaffen es auch gerade noch in das Speiselokal, bevor ausgiebiger Regen folgt.

Zurück
Zurück

Strapazen

Weiter
Weiter

Grenzgebiet