Am nächsten Tag fahren wir zur Grenze nach Ruanda.
Auf dem Weg dorthin fährt uns ein Auto mit grosser Aufschrift "Tour d'Afrique" entgegen. Es ist das Auto, das den Fahrradfahrenden der organisierten Fahrrad-Tour durch Afrika folgt. Im Vorfeld habe ich mir auch mal überlegt, einen Teil mit ihnen mitzufahren. Ich bin nun aber froh, auf eigene Faust unterwegs zu sein und alle Freiheiten zu geniessen. Wenn mir schon von politischen Lagen immer mal wieder Grenzen gesetzt werden, dann wenigstens nicht auch noch von einer Organisation.
An der Landesgrenze wird uns befohlen, unser Gepäck vom Fahrrad zu nehmen und durch einen Gepäck-Scanner durchzulassen. Ich lasse meine Rahmentasche am Fahrrad. Niemanden interessiert das. Dies zeigt, was für eine Alibi-Übung hier veranstaltet wird. Von einem Beamten werden wir mit ernster Miene gefragt, wo wir denn hinwollen. Wo wir die nächsten Nächte übernachten wollen. Wir schauen nach, wie der geplante Campingplatz für heute Abend heisst und suchen auf Google Maps nach irgendeinem Hotel in Kigali, das wir auch noch angeben. Solche Grenzkontrollen sind gar nicht auf Individualreisende mit rollender Planung, wie wir es sind, ausgerichtet. Es wird komischerweise davon ausgegangen, dass man die ganze Zeit in einem Land am selben Ort verbringt oder zumindest schon alle Unterkünfte gebucht hat. Auch fragt er uns, ob wir ein Paar seien. Was spielt das denn für eine Rolle? Doch obwohl wir nicht nur physisch, sondern langsam auch mit unserer Geduld an der Grenze sind, antworten wir brav. Bleibt uns ja nichts anderes übrig, um nicht unnötig Probleme zu bekommen. Der Wichtigtuer hinter dem Tresen notiert sich alles irgendwo.
In unseren Augen ziemlich sinnlos, grenzwertig dieses ganze Prozedere.
Wer weiss, was mit diesen Notizen nach unserer Weiterfahrt geschieht? Kaum über der Grenze ist irgendwie ein anderer Groove zu spüren. Vielleicht liegt es daran, dass hier, anstelle der vielen Motorräder in Uganda, Fahrräder auf der Strasse unterwegs sind. Oder daran, dass überhaupt kein Müll am Strassenrand zu sehen ist. Alles ist sehr sauber. Deshalb und aufgrund seiner Berge wird Ruanda gar auch "Afrikas Schweiz" genannt. Wohl etwas schmeichelhaft. Doch bemerkenswert: Bereits seit 2008 herrscht in Ruanda ein Plastiktütenverbot und in der Schule werden die Menschen systematisch für Umweltschutz sensibilisiert. Wir müssen froh sein, durften wir überhaupt unsere Plastiksäcke mit ins Land nehmen, bieten sie in unseren Taschen doch zusätzlichen Schutz vor Nässe. Plastikverbot und Sensibilisierung für Umweltschutz in Afrika - würde man gar nicht denken..