Routenplanung

Der schlimmste Weg, den man wählen kann, ist der, keinen zu wählen.
— Friedrich II. der Grosse

07.02.2025

Aufgrund der sich intensivierenden Kämpfe im Ostkongo, die sich auch auf das Grenzgebiet in Ruanda ausweiten, haben wir entschieden, nicht entlang dem Lake Kivu auf dem sogenannten "Congo-Trail" und den Nyungwe-Nationalpark zu fahren, wie ursprünglich geplant. Zwei Highlights, die uns versperrt bleiben.

Nicht das erste Mal auf dieser Reise, dass die politische Lage einer Region ein Umdenken erfordert.

Dies führte uns erst zur Entscheidung, Ruanda ganz auslassen und durch den Lake Mburo Nationalpark und entlang dem Viktoriasee nach Mwanza in Nordwest-Tansania zu fahren. Es stellt sich allerdings heraus, dass die Durchquerung des Lake Mburo Nationalparks mit dem Fahrrad organisatorisch gar nicht so einfach ist, da man in Kampala eine Bewilligung beantragen müsste. Auch erscheint uns die Strecke bis zum Viktoriasee bei genauerer Betrachtung nicht so reizvoll. So entscheiden wir, erst am Vorabend der Weiterfahrt wohlgemerkt, eine Schlaufe zurück nach Kisoro zu machen und dann doch nach Ruanda zu fahren, einfach nicht in das westliche Gebiet.

Damit wir nicht den gleichen Weg entlang des Lake Bunyonyi fahren müssen, lassen wir uns mit einem Boot auf die andere Seeseite bringen.

Dort angekommen sehen wir gerade ein Kind, das zwei Kanister mit Seewasser füllt. Gemeinsam laufen wir in Stille die steile Strasse hoch. Mit den zwei Kanister hat das Kind fast ebenso viel zu schleppen wie wir, aber kein rollendes Gefährt als Hilfe.

"Hope" heisst der junge Bursche.

Ein gutes Zeichen für uns? Wir schenken ihm zwei Maiskolben, er verabschiedet sich wortlos mit einem Lächeln.

Wir hoffen, mit unserem kurzfristigen Routenwechsel die richtige Wahl getroffen zu haben. Mein Kopf kann nicht davon loslassen, sich zu überlegen, ob dem so ist. Es kostet mich viel Energie. Dabei bräuchte ich diese Energie für den bald darauffolgende grosse Aufstieg. Auf Kieswegen fahren wir hunderte Höhenmeter hoch. Die tolle Aussicht auf die von Ackerflächen bedeckten Hügel mit See im Hintergrund entschädigt uns für die Anstrengung.

Ich fühle mich so müde, dass ich vorschlage hier irgendwo zu zelten. Doch Sofia möchte nicht, fühlt sich hier nicht wohl nach dem negativen Erlebnis auf der anderen Seeseite zwei Tage zuvor. Also geht es weiter, hoch und runter. Wir sehen klein gewachsene Menschen, gehen davon aus, dass es Pygmäen sind, das aus dem Bwindi-Nationalpark vertriebene indigene Volk.

Einige Kinder schauen uns an, als hätten sie noch nie weisse Menschen gesehen.

Hierhin verirrt sich wohl auch sehr selten ein Tourist. An einem Ort wird uns eine Tanzvorführung angeboten, natürlich gegen Geld. Wir lehnen dankend ab. Als wir endlich wieder auf eine asphaltierte Strasse gelangen, fühlt sich das an wie ein Segen.

Die Abfahrt nach Kisoro ebenso.

Kurz vor Kisoro habe ich einen Platten. Während ich diesen flicke, kommt Sofia mit einem Jungen ins Gespräch. Als sie ihm erzählt, dass sie aus Italien komme, meint dieser: "Ah Italy, we learned about Mussolini and the second World War in school." Es treibt Sofia die Schamröte in den Kopf. Doch gleichzeitig ist sie auch erstaunt, dass dies hier gelehrt wird und es seine erste Assoziation mit Italien ist.

In der Unterkunft schlafen wir im Garten im Zelt. Auf der Rasenfläche sind überall Glühwürmchen. Es fühlt sich an, als würden wir in einem Sternenmeer schlafen. Und so findet ein anstrengender Tag einen versöhnlichen Abschluss.

Ein Zeichen, dass wir uns für die richtige Route entschieden haben?

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